Wir dokumentieren hier unsere Stellungnahme zu Selbstdokumentation der Leibniz Universität Hannover zur Systemakkreditierung. Dieser Selbstdokumentation stellt die Qualsitätssicherung ander LUH dar und beschreibt den Prozess der eigenständigen Akkreditierung.
Unsere Stellungnahme greift die Kritik und den Prozess auf.
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Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit senden wir, die studentischen Senator*innen an der Leibniz Universität Hannover, Ihnen die Stellungnahme der Studierenden zur Selbstdokumentation. Es handelt sich dabei um das Ergebnis eines langen Diskussionsprozesses der Studierendenschaft. Beteiligt waren der Studientische Rat, der Allgemeine Studierendenausschuss, ein großer Teil der Fachschaften und zahlreiche in der Hochschulpolitik aktive Studierende.
Wir wollen auf der einen Seite unsere Kritik an der Systemakkreditierung in ihrer jetzt vorgeschlagenen Form anbringen, sowie den Prozess unserer Kritik darstellen. Diese wurde auch weitgehend auf unserem Blog (senat.asta-hannover.de) dokumentiert und wird durch die Dateien im Anhang ergänzt.
- Kritik an Selbstdokumentation
Wir haben uns an dem Prozess zur Einführung der Systemakkreditierung an der Leibniz Universität Hannover ab dem Punkt eingebracht, an dem er uns mitgeteilt wurde. Wir haben von Anfang an klar gemacht, was uns die wichtigsten Punkte sind:
- Eine deutliche Beteiligung der Studierenden in allen Phasen der Qualitätssicherung, da von den Auswirkungen vor allem die Studierendengruppe betroffen ist.
- Ein Gremium, das unabhängig vom Präsidium und der Evaluationeinheit die Studierbarket und Qualität des Studiengangs bewertet und in dem die Studierenden eine gewichtige Stimme haben.
- Die Absicherung, dass sich Studierende nicht auf Grund von Zeitmangel unzureichend einbringen können.
Hergeleitet aus diesen Ansätzen begrüßen wir die Stellung des LQL-Reviewteams innerhalb der Systemakkredetierung. Auch freuen wir uns darüber, dass Studierende mit zwei von sechs stimmberechtigten Mitgliedern in diesem Gremium vertreten sind.
1.1 QM-Zirkel
Eine weitere gute Idee sind die QM-Zirkel auf Fakultätsebene. Dass hier jährlich der Stand der Qulität der Studiengänge durch ein Gremium bewertet wird, in dem mehrheitlich Studierende sitzen, ist erfreulich. Damit wird eine qualitative Bewertung der ermittelten Daten von denjenigen vorgenommen, die Semester für Semester unter diesen Studiengängen zu leben oder leiden haben.
Leider ist es eine gute Idee die unzureichend umgesetzt wurde. Anstatt die QM-Zirkel den jährlichen Bericht beschließen zu lassen, der in die sechsjährlichen Evaluation durch das LQL-Reviewteam einfließen soll, wird ein Bericht durch die/den Studiendekan/in erstellt, der lediglich die Diskussion im QM-Zirkel berücksichtigt (S. 44). Es ist keine fernliegende Annahme, dass unliebsame Ergebnisse aus dem QM-Zirkeln im Bericht nicht mehr aufgeführt werden, um eine spätere Akkreditierung nicht zu gefährden.
Damit wird die Idee der QM-Zirkel adabsurdum geführt, denn das LQL-Reviewteam weiß nie, ob hier die Meinung der bewertenden Studierenden aus dem QM-Zirkel aufgeschrieben wurde oder die geschönte Version der/des Studiendekan*in.
1.2 Besetzung des LQL-Reviewteams
Ein weiterer Kritikpunkt unsererseits ist das Zustandekomme des jeweiligen LQL-Reviewteams aus dem Pool der LQL-Beauftragten. Das Team wird in Abstimmung zwischen VPL und Evaluationseinheit zusammengesetzt (S. 43). Und wird dem Senat lediglich zur Kenntnisnahme gegeben. Das ist zwar praktisch und schnell, birgt aber die Gefahr, dass unliebsame LQL-Beauftragte nicht benannt werden. Wir würden uns wünschen, dass Wahlweise die LQL-Beauftragten selbst oder der Senat das Reviewteam bestimmt.
1.3 Problematik der unbezahlten Mehrarbeit
Besonders beschäftigt hat uns aber die Frage, ob eine Beteiligung der Studierenden im eigentlichen LQL-Review, das alle sechs Jahre stattfindet, tatsächlich sicher gestellt ist. Dies ist die Aufgabe, die bei der vorherigen Programmakkreditierung durch das externe Gutachter*innengremium übernommen wurde. Wie auch aus der Selbstdokumentation zu entnehmen, sind die Aufgaben ähnliche und der Arbeitsaufwand wird es auch sein.
Diese Aufgabe soll nun unbezahlt von den Statusgruppen übernommen werden und hat uns daher vor die Frage gestellt, ob wir als Studierendenschaft dazu bereit sind dies zu übernehmen und ob es uns überhaupt möglich ist. Schon heute schaffen wir es selten alle Kommissionen des Senats und all die anderen Gremien, AGs, StuKos usw. zu besetzen. Nur handelt es sich bei der Akkreditierung von Studiengängen um einen wesentlichen Kernbereich der Qualitätssicherung, der nicht einfach nebenbei erledigt werden kann. Uns war foglich wichtig, dass die Studierenden im LQL-Reviewteam entsprechend entschädigt werden, so dass sie den Aufwand dort nicht gegen das Studium oder eine Erwerbsarbeit abwägen müssen. Denn hierunter würde auch die Qualität der Begutachtung leiden.
Wir sehen hier ein generelles Problem, wenn vormalig bezahlte Tätigkeiten oder andere zusätzliche Aufgaben in Gremien ausgelagert werden, ohne einen entsprechenden Ausgleich zu schaffen. Auf der einen Seite ist die Mitarbeit immer möglich, auf der anderen Seite gibt es aber auch keine Verpflichtung für die Universität die Möglichkeit der Mitarbeit sicherzustellen. Und so hängt es davon ab, ob die Studierenden bereit sind für diese Zeit auf ihr Studium zu verzichten oder ihre Eltern diesen „Spaß“ bezahlen. Die Regelungen im BAföG und zu Langzeitstudiengebühren sind hier unzureichend, da für eine Mitarbeit im LQL-Reviewteam nur Studierende in Betracht kommen, die schon eine gewisse Zeit in der universitären Selbstverwaltung tätig waren und daher die möglichen Verlängerungen schon aufgebraucht sind.
Wir haben daher von Beginn an eine Entlohnung der Tätigkeit im LQL-Reviewteam gefordert und klar gestellt, dass wir ohne diese die Beteilgung der Studierenden in Gefahr sehen.
1.4 Rolle des Präsidiums
Zuletzt ist noch die dominante Rolle des Präsidiums im Verfahren zu nennen. Die Systemakkreditierung birgt viel stärker als die Programmakkreditierung die Gefahr aufgrund anderer Abhängigkeiten und Beziehungen innerhalb der Universität zu sachfernen Ergebnissen zu kommen. Inwiefern sich das aufheben lässt, ohne die Rolle des Präsidiums für die Universität grundsätzlich zu überdenken, wissen wir nicht. Es hat aber im Prozess keine wesentliche Rolle gespielt, den Einfluss des Präsidiums zurückzudrängen.
- Prozessbeschreibung unserer Kritik an der unbezahlten Mehrarbeit
Anders als die Prozessbeschreibung der Selbstdokumentation nahelegt, war der Prozess nicht so unwidersprochen. Unsere Kritik ist keine Randnotiz und es handelt sich bei dieser Einschätzung der Lage auch nicht um die alleinstehende Meinung von uns studentischen Senator*innen. Die Einschätzung, dass eine Systemakkreditierung nur bei entsprechender Entlohnung der studentischen Mitglieder des LQL-Reviewteams zu machen ist, teilt die gesamte Studierendenschaft. In dem fast einjährigen Prozess haben sowohl der Studentische Rat (einstimmig), als auch der AStA, sowie die meisten Fachschaftsräte ihre Ablehnung der Systemakkreditierung in dieser Form zum Ausdruck gebracht. Auch in den öffentlichen Diskussionen, die wir zu diesem Thema gemacht haben, kam die Ablehnung zum Vorschein. Schlussendlich zeigt sich diese Ablehnung durch die Nichtnominierung von studentischen Mitgliedern durch die Fachschaftsräte.
Die Position ist klar: Wir werden keine Qualitätssicherung der Studiengänge mittragen, die auf unsere Kosten eingeführt wird.
Wie dem Anhang zu entnehmen ist, haben wir das an vielen Stellen deutlich gemacht. Wir haben schriftliche Voten zu unserer Position im Senat zu Protokoll gegeben, Gespräche mit dem Präsidium geführt, Pressearbeit gemacht und einen offenen Brief an die Ministerin Frau Heinen-Kljajić geschickt.
- Einschätzung der derzeitigen Regelung
Leider hat das alles nichts geholfen, sodass wir nun mit einer Kompromisslösung vorlieb nehmen müssen. Diese beinhaltet die Möglichkeit, dass die Universität für die Akkreditierungsverfahren auf Studierende aus dem Studentischen Akkreditierungspool des fzs zurückgreifen kann. Diese müssen als externe Gutachter*innen entsprechend entlohnt werden. Damit sind einige unserer Kernforderungen erfüllt, es bietet sich jedoch durch die Umstellung auf die Systemakkreditierung damit kein Vorteil für die Studierenden gegenüber der Programmakkreditierung.
Durch diesen Kompromiss werden Studierende für diese Arbeit entlohnt und die Studierenden des Akkreditierungspools sind auch entsprechend geschult, um studentische Belange in einem Akkreditierungsverfahren möglichst gut zu vertreten. Allerdings entfallen für die Gruppe der Studierenden auch die Vorteile einer internen Akkreditierung, die die anderen Statusgruppen aber vor allem das Präsidium für sich nutzen können. Eventuell werden durch persönliche Bekanntschaften, Kontakte und Kenntnisse der Strukturen vor Ort spezielle Dynamiken innerhalb des Reviewteams geschaffen, die für Außenstehende zunächst fremd sind und in die sie sich nicht optimal einfinden können. Auch sehen wir die Gefahr von Interessenskonflikten, innerhalb der anderen beteiligten Akteure, die ebenfalls zu Lasten der Studierenden genutzt werden könnten. Diese Punkte sind im Vorangehenden bereits ausgeführt.
- Exkurs: Lehrpreis 2016 – eine Farce
Überraschend nehmen wir zur Kenntnis, dass die Vergabe des Preises für Exzellente Lehre in der Selbstdokumentation als Teil der Qualitätssicherung der Lehre Erwähnung findet.
Seit Jahren gibt es daran Kritik der Studierenden und nun hat das Präsidium beschlossen, den Preis alleine zu verleihen. Das führte zu einem Boykott seitens einem großen Teil der Studierendenschaft und zu lediglich einer Nominierung mit Zustimmung der Studierenden. Das sollten Sie der Vollständigkeit halber wissen.
- Fazit
Wir ziehen für uns das Fazit, dass es mit dieser Systemakkreditierung keine wesentliche Verbesserung gegenüber der Programmakkreditierung gibt. Inwiefern es jemals eine Beteiligung der Studierendenschaft der LUH am Verfahren der Systemakkreditierung geben wird, werden die Gremien der Studierendenschaft diskutieren müssen. Zunächst wird das Verfahren jeden Fall mit externen studentischen Gutachter*innen auskommen müssen.